"Wir wollen Ihnen an die Wäsche!"
Der Winter ist vorbei und es ist an der Zeit, Platz zu schaffen. Nicht für neue Möbel, aber für neue Kleidung. Alle Jahre wieder, meist im Frühjahr, finden die Menschen Tüten, Eimer oder Flyer im Briefkasten, mit denen zur Kleiderspende aufgerufen wird. Auch das Deutsche Rote Kreuz ist mit von der Partie, wenn auch mit einem wesentlichen Unterschied.
„Im Grunde machen es alle Sammler gleich. Sie bitten die Leute um Ihre alte Kleidung, nennen einen Abholtermin und sammeln die Stücke am Straßenrand ein“, erklärt der Bereitschaftsleiter des DRK-Ortsvereins Heuberg – Donautal unumwunden. Die meisten Kleiderspender dürften froh sein, wenn im Schrank Platz wird für die neuen Kleidungsstücke für den bevorstehenden Sommer. „Dabei ist Vielen sicherlich egal, wer letztlich die Klamotten ‚entsorgt’.“
Trotzdem ist das beim Roten Kreuz etwas anders. Während die anderen Sammler die Erlöse der Kleidersammlung als Unternehmensgewinn verbuchen oder zumindest meist weit weg von unserer Region einsetzen, stecken die örtlichen Rotkreuzler den eigenen Erlös in die Rotkreuz-Arbeit ihrer Heimatgemeinden. „Wir gehören nicht zu denen, die ihren guten Namen gegen Lizenzgebühr an gewerbliche Sammler verkaufen“, versichert DRK-Bereitschaftsleiterin Heidi Boden. „Wir sammeln selbst und finanzieren damit unsere Arbeit. Da wo Rotes Kreuz draufsteht, ist auch Rotes Kreuz drin!“
Alle Angebote für Menschen in Not, die der DRK-Ortsverein anbietet, muss er auch selbst finanzieren. „Von der öffentlichen Hand erhalten wir keine nennenswerte finanzielle Unterstützung. Deshalb sind wir unter anderem auch auf die Kleiderspenden angewiesen“, ergänzt Heidi Boden ihre Ausführungen. „Es ist allerdings sehr interessant, dass insbesondere die Privaten meist nur dann präsent sind, wenn der einschlägige Weltmarkt gerade lukrativ ist.“ In den weniger einträglichen Jahren ist dann meist nur das DRK beim Kleider sammeln aktiv. „Wir brauchen die Spenden eben“, so Boden.
Gerade die ortsfremden Sammler grasen dabei meist nur die Hauptstraßen der Ortschaften ab. „Eigentlich immer, wenn ein Anderer unterwegs war, bringen uns die Anwohner der Nebenstraßen die liegengebliebenen Säcke vorbei“, berichtet Matthias Boden aus seiner Erfahrung. „Es ist wohl zu viel Aufwand, die kleinen Straßen abzufahren. Das dürfte den Gewinn schmälern“ Die örtlichen Rotkreuzler sind ehrenamtlich unterwegs. Damit kommen mehr Spendenmittel dort an, wo sie wirklich gebraucht werden. „Keiner von uns muss ja aus den Spenden seinen Lebensunterhalt bestreiten oder seinen Geschäftswagen finanzieren“, so Boden mit einem Augenzwinkern.
Vor allem kommen die Zuwendungen den Menschen hier zugute. Der DRK-Ortsverein betreibt an zwei Standorten sogenannte Helfer vor Ort-Gruppen. Diese kommen immer dann zum Einsatz, wenn Personen in akuter Lebensgefahr sind und die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes wirkungsvoll überbrückt werden muss. Die Fahrzeuge wie auch das eingesetzte Material müssen die DRK-Mitarbeiter selbst anschaffen und unterhalten. „Da kommt schon einiges zusammen“, erklären die beiden Bereitschaftsleiter. „Mit dem Kaufen ist’s ja nicht getan. Alles muss gewartet und geprüft werden. Allein die gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollen der Medizingeräte kosten ein kleines Vermögen.“ Ein weiterer Kostenpunkt ist die Ausbildung und Ausrüstung der Einsatzkräfte. „Mit Birkenstocks sollte man nicht in Einsatz gehen. Die Unfallkasse würde uns den Kopf abreißen.“
Schatzmeister Peter Krawczak bringt es auf den Punkt: „Ohne Spenden, gleich welcher Art, könnten wir unseren Job nicht machen. Die Zeiten, in denen das Rote Kreuz sich aufs Bindenwickeln beschränkt hat, sind lange vorbei.“ Es sei mittlerweile schon fast existenzbedrohend, wenn man nur ein Einsatzfahrzeug volltanken muss, erklärt der Kassierer schmunzelnd.
Cheforganisator Frank Steinbrück erläutert: „Am Samstag legen wir gegen 8 Uhr los. Mit mehreren Sammelteams werden wir alle Straßen in unserem Einzugsgebiet abfahren.“ Dabei können die DRKler jede Straße in der Regel nur einmal besuchen. „Es wäre daher sehr schön, wenn die Leute die Kleidersäcke bis spätestens 8 Uhr an den Straßenrand legen würden.“
Besonders ärgerlich sei es, dass dieses Jahr ein „Kommerzieller“ aus einem anderen Landkreis genau einen Tag vor den Rotkreuzlern ebenfalls eine Kleidersammlung veranstaltet. „Da will womöglich einer sich an uns dranhängen“, so Steinbrück. „Wir können und wollen niemanden vorschreiben, wem er seine alte Kleidung gibt. Wer aber sichergehen möchte, dass seine Spende am Ort bleibt, sollte die Sammelware aber erst am Samstagmorgen vor die Tür stellen.“ Heidi Boden ergänzt: „Es wäre schön, wenn die letzte Woche verteilten Sammelsäcke des DRK auch nur für unsere Sammlung verwendet werden. Denn diese haben wir für unsere Spender gekauft.“ Für alle diejenigen, die weitere Säcke für die DRK-Sammlung benötigen, gibt’s kostenlosen Nachschub bei ARNOLD, Schreiben und Schenken in Stetten a.k.M., bei der Metzgerei BOSCH in Schwenningen sowie im RATHAUS Hausen i.T.